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Servicestelle Chancengleichheit

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Informationen zur ‚dritten Option‘ im Personenstandsgesetz

(Stand März 2019)

Im Dezember 2018 hat der Bundestag eine Reform des Personenstandsgesetzes beschlossen, die eine dritte Option („divers“) beim Geschlechtseintrag einführt. Dem ging die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im November 2017 voraus, dass ein dritter positiver Geschlechtseintrag neben „männlich“ und „weiblich“ möglich sein muss und die bisherige Regelung, neben den beiden vorgenannten Optionen nur ein Leerstelle anzubieten, verfassungswidrig sei.

Der Passus im Personenstandsgesetz §22 (3) wurde also wie folgt geändert:

Von „Kann das Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, so ist der Personen-standsfall ohne eine solche Angabe in das Geburtenregister einzutragen.“ (Gültig ab 01.11.2013) zu „Kann das Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, so kann der Personenstandsfall auch ohne eine solche Angabe oder mit der Angabe ‚divers‘ in das Geburtenregister eingetragen werden.“ (§ 22 PStG n.F. in der am 22.12.2018 geltenden Fassung).

Die Gesetzesänderung stellt allerdings nur einen minimalen Fortschritt dar1:  von der (selten genutzten) Option, keines der zwei vorhandenen Kästchen anzukreuzen, hin zu der Möglichkeit, „divers“ anzukreuzen. Dies ist aber nur höchst eingeschränkt möglich: Es muss eine medizinisch diagnostizierte „Variante der Geschlechtsentwicklung“ vorliegen.

Durch diese rechtliche Engführung dürfte die Zahl der Menschen in Deutschland, die keinen Eintrag oder den Eintrag ‚divers‘ haben, weiterhin gering sein. Dennoch ist es unabdingbar, in öffentlicher Kommunikation und Strukturen darauf einzugehen, da der tatsächliche Anteil Inter*sexueller Menschen in der Bevölkerung weit höher liegen dürfte als bisher statistisch erfasst.

Was folgt daraus?

Die so genannte ‚dritte Option‘ ist Ausdruck der gesetzlichen Anerkennung, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Dabei ist zu bedenken, dass geschlechtliche Identitäten und ihr Ausdruck weit vielfältiger sind als die drei Kategorien nahelegen. 

Handlungsempfehlungen: statt beide Geschlechter – alle Geschlechter ansprechen!

  • Geschlechtsabfrage und -angabe weglassen, wo sie unerheblich ist.

  • Achten Sie darauf, auf Formularen, in drop-down-Menüs und bei der Abfrage des Geschlechts alle vier Optionen bereitzuhalten: divers, weiblich, männlich, keine Angabe

  • Bei der individuellen Kommunikation, insbesondere mit Personen, deren Geschlecht Ihnen nicht bekannt ist: Verwenden Sie eine geschlechterneutrale Anrede, z.B. Sehr geehrte*r Vanja Müller,... Guten Tag Vanja Müller,...

  • In der direkten Kommunikation: Fragen Sie höflich nach, welche Ansprache und welche Pronomen die Person bevorzugt und verwenden Sie diese. Falls Sie bewusst oder unbewusst die falsche Anrede verwendet haben, entschuldigen Sie sich – Sie haben eventuell einen wunden Punkt getroffen.

  • Bei der schriftlichen oder mündlichen Kommunikation mit Personengruppen: Achten Sie darauf, alle Geschlechter gleichermaßen mit einzubeziehen, z.B. Sehr geehrte Anwesende,... / Sehr geehrtes Publikum,... / Sehr geehrtes Team der ZUV,... / Liebe Teilnehmer*innen,... 

Weiterführende Links

Geschickt gendern - https://geschicktgendern.de/ - hier finden Sie Anregungen für Bezeichnungen, die alle Geschlechter einbeziehen.

Ungezwungenes Video zum Thema „Gendern“ zum schnell Durchklicken und Amüsieren:
https://www.uni-weimar.de/projekte/gend-o-mat/1

Dritte Option – Website der Kampagne, die das Verfahren auf eine dritte Option beim Geschlechtseintrag juristisch und politischen begleitet hat, mit FAQs und weiteren Informationen.http://dritte-option.de/ 

Link zum Bundesgesetzblatt – „Gesetz zur Änderung der in das Geburtenregister einzutragenden Angaben vom 18. Dezember 2018“ http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl118s2635.pdf​

Informationen zum Ergänzungsausweis der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) https://dgti.org/ergaenzungsausweis.html 

Veröffentlichung von Dr. Tamás Jules Joshua Fütty: Gender und Biopolitik. Normative und intersektionale Gewalt gegen Trans*Menschen, transcript Verlag, 2019 https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4629-0/gender-und-biopolitik/


Verantwortlich für die Redaktion: Kerstin Müller

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